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Pax et gaudium 25/2006

Cradem Aventure

Die Ostgoten kommen

Cradem Aventure - so nennt sich die sechsköpfige Band, die mit einem brachialen Bühnenprogramm und bislang drei CDs ihre Fans nicht nur in Deutschland betört. "Cradem", ein mittelhochdeutsches Wort, bedeutet Lärm, "Aventure" Abenteuer. P. Schlenter sprach mit Don Shadan de Marco über Ostgoten, Dunkeldeutschland und das (musikalische) Lebensgefühl.

Ihr bezeichnet euch ja selbst als Ostgoten. Wie ist denn das entstanden?

Ostgoten – also erst mal, weil wir aus Ostdeutschland kommen – das ist klar – und weil wir halt unseren eigenen Stil schon vor der Wende gefunden haben, zumindest angedacht. Der zweite Grund, und das ist ein wichtiger Grund, ist, dass wir nordische Musik machen und uns dafür hauptsächlich das ostgotische Bild herangezogen haben. Es ist ja bekannt, wo die Goten herkommen, und in der Völkerwanderung zogen die Ostgoten bis zur Donau herunter und haben ein bisschen mit den Hunnen „zusammengearbeitet“. Das ist auch unser Showbild, also die Kultur, die wir uns sozusagen als Vorbild genommen haben für die Show, für unsere Musik und unser Spiel. Es kommt ein bisschen Fantasy dazu. So ist der Name entstanden: Die letzten Ostgoten.

Was ich jetzt einfach mal musikalisch festgestellt habe, ist, dass ihr relativ „authentisch“ seid und nicht auf der Welle des „Mittelalter- Rock ´n` Roll“ schwimmt. Warum so spartanisch?

In den ersten fünf Jahren, seit denen wir in dieser Besetzung spielen, waren wir relativ traditionell. Seit den letzten zwei Jahren haben wir schon ein bisschen Fantasy mit drinnen. Also, ganz so mittelalterlich sind wir auch nicht, sondern schon ein bisschen frei. Und ich finde, es gehört auch dazu.Wir haben nicht den Plan, Mittelalter stur zu spielen, sondern eher nachzuempfinden und gleichzeitig aber auch unsere eigene Fantasie mitspielen zu lassen. Auf unserer nächsten CD, die im Januar rauskommen soll, werden deutsche Texte dabei sein, eigene Texte. Und dann gibt es eine CD zum Beispiel, die ist dunkeldeutsch. Und das ist alles andere als Mittelalter, sondern ein völliges Experiment gewesen. Also, wir spielen schon ein bisschen mit den musikalischen Elementen auch der Neuzeit. Aber die Rockwelle, und da gebe ich dir Recht, die machen wir nicht mit, ist nicht unser Ding.

Was heißt denn „dunkeldeutsch“?

Das ist auch ein interessanter Begriff.“Dunkeldeutsch“ haben damals die Wessis gesagt. Und gerade nach der Wende wurde von einigen Freunden auf westlichen Märkten, und das war eher positiv gemeint, gesagt: „Guck mal, da kommen die Dunkeldeutschen!“ Mit einem einladenden Lächeln. Und wir haben das dann kultiviert, speziell auf dieser einen CD „Dunkeldeutsch“ von 2001.

Ich meine, gerade mittelalterliche Musik hat ja in der DDR damals einen recht hohen Stellenwert gehabt im Gegensatz zu „Wessi-Land“. War das damals in eurer Jugend, also vor der Wende, relativ einfach, Spielgenehmigungen als Mittelalterband zu kriegen?

Ganz im Gegenteil eigendlich. Und das hatte auch nichts mit dem höheren Stellenwert als in Westdeutschland zu tun. Es hatte eine andere Ausgangsposition. In Ostdeutschland hatte Mittelaltermusik die Tendenz, so ein bisschen revolutionär zu sein. Eine Genehmigung fürs Spielen war überhaupt nicht leicht zu bekommen. Das war halt die Revolution: Wir haben gespielt, wir haben es einfach getan. Und wir waren jung und frisch und lustvoll. Es hat die Leute angesteckt, wir haben viel Straßenmusik gemacht. Und es wurde halbwegs toleriert.

Kommen wir doch mal auf die neue CD zurück, die ihr zurzeit produziert. Du hast gesagt, es wird moderneres Instrumentarium verwendet. Es werden deutsche Texte gesungen. Kannst du da schon einmal ein bisschen was verraten?

Verraten werde ich da noch gar nicht viel. Ich kann eins dazu sagen: Es wird auf jeden Fall einen Videoclip geben. Und die Texte sind insofern modern, dass es eben nicht nachgesungene mittelalterliche Texte sind.
 

Geht ihr eigentlich bürgerlichen Berufen nach oder lebt ihr mittlerweile von der Musik?

Wir haben die bürgerliche Lebensweise schon ziemlich früh abgelegt, nicht aus Ablehnung heraus, sondern aus der Lust rauszuwollen. Wir sind viel an der frischen Luft, haben Tiere und wenn ich nicht unterwegs bin zu Probe, Mucke oder Studio, dann bin ich auf jeden Fall zu Hause und mache was mit meinen Tieren, mit meiner Frau und meinen Kindern. Klar, natürlich hauptsächlich in der Winterzeit.
 

Na, dann bewegt ihr euch ja in richtiger Tradition. Die Ostgoten sind im Winter auch nicht ausgezogen.

Wir leben relativ – sagen wir – entspannt. Wir genießen die Freiheit auf unsere Art und Weise.

Ist das auch ein Vorbild für viele Leute in dem Sinne: Ich entscheunige mal mein stressiges Leben?

Also zumindest gehen viele positive Kritiken in die Richtung, dass wir eine entspannte Band sind, die Lust haben, alte Kultur neu zu beleben. Und es so ein bisschen über ihre Musik auch rüberbringen, weil sie es lebenstechnisch nachempfinden. Bei den CDs möchten wir ein paar Dinge anders machen, professioneller, in dem Sinne, dass wir auch anfangen, moderne Hilfsmitten zur Hand zu nehmen. Bühnenprogrammtechnisch hast du Recht, dass wir da auf jeden Fall unsere Lebensart musikalisch rüberbringen. Das sagen zumindest die Kritiken.
 

Was passiert bei einem Konzert von Cradem?

Es ist schwer, sich selbst zu beschreiben. Ich kann im Prinzip nur neutral sagen, wie unsere Show aufgebaut ist. Wir haben zwei Grundprinzipien: Wir machen Show auf der Bühne und wir machen das für die Leute, fürs Publikum. Wir haben auf der Bühne eine gewisse Verantwortung und das Publikum darf niemals beleidigt werden. Hinzu kommt, dass wir wollen, dass die Leute Spaß haben. Und als Viertes, sage ich mal, kommt die Kultur. In dem Fall vertreten wir auf der Bühne die heidnische Kultur, aber das darf nicht zu ernst genommen werden. Wir spielen nach ostgotischen oder, sagen wir, nordischen Stilen. Da ist ein größerer Begriff, der nicht so festgekrallt klingt. Wir wollen ja auch keine Religion oder Kultur im speziellen Sinne vertreten. Das nordische Kulturgut ist einfach die Basis, auf der wir uns bewegen.

Meine letzte Frage: wenn du Begriffe wie „nordisches Kulturgut“ benutzt, dann ist es ja eigentlich wertfrei. Habt ihr da schon mal Ärger mit der braunen Bewegung gehabt, die euch irgendwie hat „auffress“ wollen, weil ihr nordisches Kulturgut verbreitet?

Gar nicht, erstens, weil wir nicht so aussehen, dass man uns einverleiben könnte. Ich glaube, das entspricht nicht den Vorbildern für diese Bewegung. Und zweitens haben wir auch eine ganz klare Einstellung dazu: Wir sind für Freiheit und kulturellen Austausch und gegen Dummheit und Intoleranz! Es sind eher ganz einfache Leute, die sich für unsere Musik begeistern. Was wir machen, ist politisch wertfrei, und das kommt auch rüber.

Shadan, herzlichen Dank, dass ich dich so lange ausfragen durfte.



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